Dienstag, 16. Dezember 2008

Ich werde es nie erfahren.

Wie ihr alle wisst, veranstaltete unser Abiturjahrgang zur Finanzierung des Abiballs 4 (in Worten: vier) Partys. Der Sinn dieser Sache ist eigentlich der, von den sowieso schon sozial benachteiligten Jugendlichen, die ihr Geld gerne in die Flüssigkeit der Zukunft, Öl (schwedisch für Bier), und andere alkoholische Getränke investieren,  Geld in unsere Tasche zu scheffeln. So bezahlt quasi der Staat unseren Abiball und wir haben eine Menge Spaß.
In der Ersten Halle (ich nenne die Partys ab hier der Einfachheit halber "Halle", wie sie auch im Jugendjargon hier genannt werden, wahrscheinlich wegen dem Veranstaltungsort, der Halle 101) gab es (wir berichteten) Garderobenprobleme. Aber wir hatten ein Mittel gefunden, die Jacken an ihren Plätzen zu behalten und ihren rechtmäßigen Besitzern (naja zumindest den Leuten, die sie abgegeben hatten) zurück geben zu können.
Bis auf einen, der sich beim Durchsengen eines Kabelbinders mit einem Feuerzeug flüssiges Plastik ins Auge spritzte verliefen unsere Hallen auch ohne größere menschliche Schäden. Im Gegensatz dazu mussten durchschnittlich 2 Klotüren und 3 Klobrillen dran Glauben.
Aber ich schweife ab.
Ihr müsst euch das ja so vorstellen: Wir machen dort Musik, verkaufen Getränke und kassieren den Eintritt und haben dafür die Halle, eine Musik & Lichtanlage und die Security-Ochsen gemietet. Eine Schlägerei unter den Gästen (Objekt der Begierde sind meistens weibliche Besucher, "Bitches" genannt) ist somit eine durchaus unterhaltsame Angelegenheit und es macht immer wieder Spaß zuzuschauen, wie die Security irgendwelche Gangster aus der Halle schmeißt.

Etwas besonderes konnte ich meinen nicht mehr  besoffenen Freunden am Samstag berichten: Stellt euch vor, ein paar Jahrgangsangehörige stehen auf der Bühne in der Halle und tanzen. Ihr lauft über die Tanzfläche, ermüdet von stundenlangem äh... was auch immer. Ihr stellt euch ans Geländer, was die Leute von der Bühne abhält, um einmal durchzuschnaufen (eigentlich ja, weil eine imposante, weibliche Besucherin auch da steht). In Gedanken driftet ihr ein wenig davon, um Kraft zu sammeln. Auf einmal ein Knall. Vor euch liegt ein Körper. Schlaff. Dann - ein Schrei! Ein Mitschüler springt von der Bühne und will das arme Wesen am Boden schlagen. Der scheinbare Selbstmordversuch entpuppt sich also als Missgeschick, in dessen Verlauf der nach eigenen Angaben "nich besofän"e Specksack beim Fallen von der Bühne seinem Mitschüler die Fresse poliert hat. 
Ihr könnt euch vorstellen, wie ich gelacht habe.
Leider musste ich dann schon wieder einen Security-Mitarbeiter holen, weil neben mir eine Schlägerei ausgebrochen war (es ging um Bitches, ihr erinnert euch).
Das ganze ist schön, wenn man dabei ist. Aber schöner sind die Gesichter der Leute, denen man erzählt, was sie in der Nacht davor getan haben. 
Wie ein Erzähler in einem Roman.

Eigentlich mag ich es, besoffenen zuzuschauen.  Ich glaube, der Reich- Ranicki hätte da auch mehr Spaß dran als am Fernsehen.
Ich werde es nie Erfahren.

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